Unterschrift Ernst Honigberger

Lebenslauf

Ernst Honigberger verstarb am 3. Mai 1974 in Wehr/Baden. In seinem Nachlass wurde nachstehender Lebenslauf gefunden.

Ernst Honigberger, geb. 8. Oktober 1885 in Kronstadt im Schatten der Zinne, in der Burggasse, der Heimat der wildesten Rangen Kronstadts. Ich besuchte die deutsche Realschule, später die ungarische Oberrealschule. Rutschte stets als Letzter in die nächsthöhere Klasse, der hinter mir kam, blieb sitzen. Dieser Tradition getreu schaffte ich auch das Abitur als letzter, ich hatte nie viel Zeit zum Lernen, wichtiger war mir das Malen, Musizieren, Turnen und Wandern in unseren herrlichen Bergen. Drei meiner Geschwister waren Berufsmusiker, so war es selbstverständlich, dass ich mitmachte.

Der hochbegabte, leider so früh verstorbene Maler Emerich Tamas, der viel in unserem Haus verkehrte, gab mir erste Anregungen, gelegentliches mitarbeiten im Atelier von Miess oder Coulin förderte mich auch. Beim Abschluss meiner Schulzeit erhielt ich den Malerpreis, den für Musik und die goldene Medaille für Turnen und Sport.

Student der Malerei: Erstes Semester Akademie Berlin bei Professor Georg Koch. Zweites Semester kopiere ich im Friedrichsmuseum Rembrands letztes Selbstbildnis und verschiedene andere Werke. Es folgen vier Semester in der Heymannschule in München, anschließend Einjährig Freiwilliges Jahr, zum Abschluss der Studien zwei Semester an der Akademie München bei Professor Karl von Marr. Das Studium war mir durch ein Stipendium der evangelischen Gemeinde von Kronstadt ermöglicht.

In München übernehme ich Hans Eders Atelier. Bildnisaufträge, Mitarbeit an R.M. Eichlers großem Fresko in der Rückversicherungsbank, mehrmaliges Ausstellen in Budapest, Kollektivausstellungen in Kronstadt, Hermannstadt und Schässburg. Verhandlungen mit Wilhelm von Steinhausen wegen Mitarbeit an der Ausmalung einer Kirche in Frankfurt am Main die Ihre Erledigung durch Ausbruch des ersten Weltkrieges finden. Im Felde als Oberleutnant Feldzug Galizien, Polen, Südtirol. Zum Schluss in Serbien, wo ich im Auftrag des Reg. Kommandos die Geschichte des Regiments schreiben muss. Nach Zusammenbruch Arbeit in Kronstadt wieder aufgenommen, Ausstellung, verklopfe alles, um Umzug nach Berlin zu ermöglichen, das bis August 1943 meine Wahlheimat ist.

1921 erstes Hervortreten in der Juryfreien Kunstschau, werde von der Presse als „Zukunftshoffnung“ und „Gewinn der Ausstellung“ hervorgehoben. Ein Jahr darauf im Vorstand der Juryfreien. 1924 mit 12 Arbeiten im „Ehrensaal“. Gleichzeitig angestellt in „Novembergruppe“, „Berliner Sezession“, „Akademie Kaspar“, Galerie Heller, Galerie Neumann-Nierendorf, Galerie Greiert (Muss im Rundfunk sprechen). Auf Einladung des Kunstvereins Stuttgart dort große Ausstellung (35 Bilder). Im Ausland: Stockholm, Moskau, Leningrad, Budapest, Bukarest, Valparaiso, Batawia u.s.w.

Größere bebilderte Aufsätze: „Klingsor“ Kronstadt (Dr. H. Wühr), „Der Cicerone“ Leipzig (B. Reimann) „Zeitschrift für Kultur, Kunst und Wissenschaft“ Berlin (Prof. Dr. W. Kurth) „Ostdeutsche Monatshefte“ Danzig (Dr. Bratshoven) „Das deutsche Land im deutschen Bild“ Berlin (Dr. J. Rohr) “ Kunst der Zeit“ Berlin („Kindheit“ Eigener Aufsatz) u.a. Einzelreproduktionen in vielen Zeitschriften des In- und Auslandes.

Stadt Berlin kauft 5 Arbeiten an, Gen. Dir. der Preussischen Museen Wätzold erwirbt für Preussischen Staat „Ruhe auf der Flucht“, das Bruckentahal-Museeum „Mutter und Kind“ das Burzenländische Museum das“ Bildnis Adolf Menschendörfer“, viele Werke in Privatsammlungen.

August 43 Besucherreise nach Wehr/Baden. Kaum dort kommt aus Berlin Telegramm „Total ausgebombt“ Ein großer Teil meines Lebenswerkes vernichtet! Zurück nach Berlin unmöglich, lassen uns in Wehr nieder. Gründen mit meiner Frau zusammen die „Kunst und Musikschule Wehr“, die bald über 40 Schüler aus Südbaden zählt. Wir veranstalten Ausstellungen und Konzerte, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Male mehrere Atelierbilder, im Staatsauftrag in der neuen „Polizeiunterkunft“ in Freiburg/Br. Ein Wandbild (13 x 2,60 m) mache eigene Ausstellungen in der Schweiz. Die Stadt Wehr, Landratsamt Säckingen, Laufenburg erwerben meine Arbeiten.

1960 wurde ich Mitglied der Künstlergruppe „Tendenz“ und stelle mit dieser Gruppe in verschiedenen Städten aus.

Nachtrag: Erwähnenswert vielleicht noch mein Versuch der Schaffung einer Abteilung für moderne deutsche Kunst im Bruckenthal-Museum. (Verkauf des Jan van Eyk) und das gemeinsame Arbeiten mit Walter Teutsch in der Mogura (rumänisches Hochgebirgsdorf in den Kapaten) und in München in seinem Atelier. Auch meine Freundschaft mit dem bekannten Maler Hermann Huber (in der Heymannschule geschlossen und bis heute bestehend) ergab reiche geistige und künstlerische Anregungen. Nicht vergessen möchte ich den Verkehr mit den vielen Bekannten Malern und Musikern Berlins zu erwähnen, den ich seit Jahren schmerzlich vermisse.

gez.: Ernst Honigberger

Honigberger, Musikschule ⦁ Kunstschule ⦁ Werke

Das neu erschienene Buch über Erna (Musikschule) und Ernst Honigberger (Kunstschule) schildert ausführlich das Leben und das Wirken der beiden Künstler. Es umfasst 272 Seiten, 286 Abbildungen und ist zum Preis: 27 Euro erhältlich, bei der Buchhandlung Volk in Wehr, Telefon: 07762/511 66, E-Mail: buchhandlung-volk@t-online.de, und beim Förderkreis Stadtmuseum Wehr (Herausgeber), ISBN 978-3-00-057381-1, Tel. 07762/9547 und 07762/809451

Info über die Buchvorstellung am 17. Nov. 2017: Link zum Artikel

Es stehen nur noch wenige Werke von Ernst Honigberger zum Verkauf. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an nachstehende Kontaktadresse.

Kontakt: Rolf Vorwerk

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